Jeder
war schon mal von etwas besessen. Man hatte jede CD, jedes Spiel,
jedes Bild auf dem Computer gespeichert. Man nervt jeden mit der
Musik, dem Spiel oder mit den Bildern. „OH MEIN GOTT! Sieht er
nicht heiß aus?“, und alle verdrehen die Augen. In der Zeit mag
man sich gut fühlen, aber irgendwann geht es einem auf gut deutsch
gesagt auf den Sack. Man kann die Musik mindestens ein Jahr nicht
mehr hören und dreht nur noch auf, wenn ein Lied zufällig im Radio
läuft.
So
ging es mir mit Green Day. Unwissend, wie gut sie wirklich sind, bin ich 2009
auf ein Konzert gegangen. Durch Kreuzbandriss verhindert, hatten wir
Sitzplätze. Hätte ich damals gewusst, worauf ich mich einlasse..
naja, zurück zum Thema. Lasst mich kurz meine Situation beschreiben. Shame
on me, kannte ich nur das neue Album und das übliche American Idiot
Zeug. Ich schaute von vorne direkt auf die Bühne. Billie
Joe sah ich nur als kleines Männchen rumspringen, aber trotzdem hat
dieses Konzert mein Leben verändert. Nichts geht über das erste
Konzert deines Lebens!
Ich
grölte die neuen Songs schön mit, bei den alten hielt ich mich brav
zurück. Bei „Holiday“ als erste Zugabe, musste ich mal wieder
pullern. Die Leute aus der Imbissbude starrten mich etwas komisch an. Als ich wieder reinkam spielten sie noch zwei Zugaben. Ein
Lied, das sich später als „Minority“ (Ganz nebenbei eins meiner
Lieblingslieder von Green Day) herausstellte und „Good Riddance“.
Billie Joe stand alleine auf der Bühne. Alle zückten Feuerzeuge und
Kameras blitzten. Gänsehaut breitete sich aus. Alle schrien mit.
Irgendwann drehte ich mich zu einer Stimme um. Eine Anfang 20 Jährige
stand schräg hinter mir, weint und schrie die Lyrics mit. Kalt lief
es mir über den Rücken. Diese Hingebung von ihr für eine Band. Ein
halbes Jahr danach konnte ich sie verstehen, konnte jedes Wort
auswendig von allen Alben und lebte das einfach nur. Doch diese Frau
war mir in Erinnerung geblieben. Ich habe sie angelächelt, sie
stoppte das Mitsingen und lächelte zurück. Das war so ein Moment
den man nie vergisst und man eigentlich nicht weiß warum. Ich habe
lange überlegt warum eigentlich. Ich bin zu dem Entschluss gekommen,
dass es die Faszination war. Für etwas so viel zu fühlen, dass man
weinen muss, besonders Musik ist etwas ganz besonderes. Und damals
hab ich immer gesagt „Mich bewegt die Musik! Ich liebe sie, sie ist
toll ich bekomm Gänsehaut“, aber das war nicht das gleiche. Kennt
ihr das in Erinnerungen zu schwelgen? Ich finde, dass das nicht nur
was für alte Leute ist. Letztens habe ich mich hingesetzt und mir
wieder Green Day angehört und ich muss sagen, ich war begeistert.
Nicht wegen dem musikalischen Genie, sondern, weil ich was gefühlt
habe, während ich die Musik gehört habe. Ich habe Gänsehaut
bekommen, die Augen geschlossen, die lachende Frau hinter mir
gesehen, die explodierende Pyrotechnik, die Musiker die sich die
Seele aus dem Leib singen, die hoch gestreckten Arme, das Zeichen der
Zustimmung, die trockenen Kehlen, die Feuerzeuge.
Das war der erste Moment, indem ich ernsthaft die Hingebung dieser
Frau verstanden habe. Was Musik auslösen kann. Nicht in dem Moment,
indem man sie liebt oder gerne hört. Es ist der Moment nach Jahren,
wenn man noch alle Worte kann, die Gitarren-Riffe auswendig kennt,
die Höhen und Tiefen, die Titelnamen in der ersten Sekunde erkennt.
Der Moment nach Jahren, wenn man erkennt, dass diese Musik einen
bewegt hat und sie es vielleicht immer noch tut. Wenn das die
Tatsache ist, sollte man die CD's immer behalten, niemals vernichten,
da sie ein Teil eures Lebens sind und waren und nicht nur ein guter
Song im Radio den man mal aufdreht. Es ist das Aufdrehen früherer
und vielleicht auch besserer Zeiten.